„Was junge Leute bewegt“

.Quelle: Stuttgarter Zeitung – Julia Nonnenmacher 13.10.2011

Stuttgart – Es ist 64 Seiten dick und frisch aus der Druckerpresse: das Buch, das 50 Jugendliche aus ganz Baden-Württemberg am Mittwoch an vier Politiker im Landtag übergeben haben.

„Was Jugend bewegt“ lautet der Titel des Buches, das Forderungen und Anliegen der Jugend an die Landesregierung in Baden-Württemberg enthält. „Bei Jugend bewegt handelt es sich um ein Projekt des Landesjugendrings, bei dem jungen Leuten Gehör verschafft werden soll. Sie sollen die Möglichkeit haben, den Politikern ihre Wünsche für die Zukunft mit auf den Weg zu geben“, sagte Rainer Mayerhoffer vom Stadtjugendring Stuttgart. Dabei beschäftigen die Jugendlichen vor allem die Themen Bildung, Integration, politische Beteiligung, Mobilität, Chancengleichheit und auch Stuttgart 21.

Nahverkehr zu teuer

Eine, die sich seit frühester Jugend politisch engagiert und ganz genau weiß, was sie für die Jugendlichen erreichen will, ist Silke Steinbrenner aus dem Stuttgarter Westen. Sie schilderte ihr Anliegen den Landtagsabgeordneten Florian Wahl (SPD), Thomas Poreski (Grüne), Felix Schreiner (CDU) und Timm Kern (FDP), die jugendpolitische Sprecher ihrer Fraktionen sind. „Mir liegt es am Herzen, dass die Preise im öffentlichen Nahverkehr sinken. Stadt- und S-Bahn sind maßlos überteuert. Die Jugendlichen sind aber darauf angewiesen. In anderen Bundesländern ist das viel billiger“, sagte die 21-jährige Studentin. Der Abgeordnete Florian Wahl pflichtete ihr in diesem Punkt bei. Er selbst sei als Student davon betroffen gewesen. „In Baden-Württemberg besteht da im Vergleich zu anderen Bundesländern wirklich Nachholbedarf. Es ist schon unverschämt teuer“, sagte der 27-jährige Politiker.

Die Politiker forderten die Jugendlichen auf, auch in Zukunft weiter zu machen. Sie sollen sich trauen, an Politiker heranzutreten und ihnen Vorschläge zu machen und auch hinter ihren Forderungen zu stehen. Der Abgeordnete Felix Schreiner ist froh, dass es junge Leute gibt, die ihm sagen, was sie sich wünschen. „Im Wahlkampf bin ich echt an meine Grenzen gestoßen. Ich wusste nicht, wie ich junge Leute erreichen soll. Es ist wichtig, dass man über solche Angelegenheiten spricht“, erklärt der erst 25 Jahre alte Schreiner.

Zwei Anliegen bereits aufgegriffen

Einen kleinen Erfolg können die Jugendlichen, die an dem Projekt „Jugend bewegt“ teilgenommen haben, schon verbuchen. Zwei ihrer Forderungen sind bereits von den Politikern aufgegriffen worden. „Die Studiengebühren sind zum nächsten Semester abgeschafft, und es darf künftig zwischen dem G-8-Zug und dem G-9-Zug am Gymnasium gewählt werden. Das kommt natürlich der Jugend zu Gute“, stellte Mayerhoffer fest.

Zukunftskonferenz

Im Zeitraum zwischen Februar und März haben sich insgesamt 500 Kinder und Jugendliche in Mannheim, Heidelberg, Esslingen, Freiburg, Ravensburg, Stuttgart, Heubach, Geislingen, Mosbach-Neckarelz und Schorndorf getroffen, um über ihre Zukunft zu diskutieren. Sie sollten die für sie interessanten und wichtigen politischen Themen zusammentragen. Im Anschluss konnten die Jugendlichen ihre Anliegen mit den anwesenden Politikern diskutieren. Das Ergebnis jeder Konferenz wurde dokumentiert und am Ende in dem Buch „Was Jugend bewegt“ zusammengefasst. An der Zukunftskonferenz nahmen Schüler aller Schularten von der Förderschule bis hin zur Berufsschule sowie auch Studenten teil. Insgesamt 60 Politiker standen den Kindern und Jugendlichen Rede und Antwort.

Projekt

„Jugend bewegt“ ist ein Pilotprojekt, welches vom Landesjugendring Baden-Württemberg ins Leben gerufen und von den jeweiligen Stadtjugendringen ausgeführt wurde. Jugendliche sollen so lernen, sich mit ihrer Lebenswelt auseinanderzusetzen. In jeder Konferenz waren zwei Vertreter des Landesjugendrings anwesend. In Stuttgart waren zusätzlich zwei Mitarbeiter des Stadtjugendrings dabei.